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1. Theil 3 - S. 84

1880 - Stuttgart : Heitz
84 Neue Geschichte. 1. Periode. Frankreich. jestät Befehl Ihren getreuen Unterthanen und Soldaten mitgetheilt, und habe lauter gute Bürger und brave Soldaten, aber keinen einzigen Henker gefunden. Daher bitten wir demüthigst, unsere Arme und unser Leben zu möglichen Dingen zu gebrauchen." Als sich die Nachricht dieser Gräuelthat verbreitete, war man in protestantischen Ländern, namentlich in England und Deutschland aufs äußerste entrüstet. Der duldsame Kaiser Maximilian Ii. äußerte sich darüber: „Obgleich mein Schwiegersohn (Karl Ix.) weniger selbst regiert als andere Könige, so kann er doch wegen dieser Schandthat nicht entschuldigt werden. Nie soll man Religionssachen durchs Schwert entscheiden wollen; nie führt dieser Weg zum Ziele. Auch haben Jesus und die Apostel immer nur das Wort der Liebe angewandt." Aber die Katholiken frohlockten, und Philipp Ii. von Spanien schrieb an die Königin Mutter: „Diese werthvolle, kluge Handlung, dieser große Dienst zum Ruhme und zur Ehre Gottes war für mich die schönste und größte Nachricht, die mir zukommen konnte, und ich küsse Ihnen zum Danke die Hände. Fahren Sie fort, das Königreich von der Pest der Ketzerei zu säubern; es ist dies die größte Wohlthat, die Ew. Majestät widerfahren kann." Zur Feier ließ er ein Schauspiel aufführen: „Der Triumpf der kriegführenden Kirche", und Papst Gregor Xiii. ließ ein Dankfest feiern, die Kanonen lösen, Freudenfeuer anzünden und eine Medaille schlagen! Doch genug von den Gräueln, die unter den Augen und auf Befehl des Königs und seiner schändlichen Mutter vorfielen. Die gerechte Vergeltung des Himmels, die wir bei so vielen Vorfällen der Weltgeschichte schon bemerkt haben, zeigte sich auf eine recht auffallende Weise auch bei dieser nichtswürdigen Familie. Katharina erlebte zwar, daß drei ihrer Söhne den französischen Thron bestiegen; aber der erste, Franz Ii., starb (1560) noch ganz jung, der zweite, Karl Ix. (1574), zwei Jahre nach der Bartholomäusnacht, die man auch wohl die pariser Bluthochzeit zu nennen pflegt, und der dritte, Heinrich Iii., wurde von einem Mönche ermordet (1589). Ein vierter starb noch vor ihr. Alle vier starben ohne Kinder; sie selbst erlebte ein hohes Alter, wurde aber gehaßt und verachtet von jedermann. Sterbend gab sie, von Gewissensbissen gefoltert, ihrem Sohn Heinrich Iii. den Rath, seinen Unterthanen Gewissensfreiheit zu geben, weil er ohne das nie ruhig regieren würde. So wie die Familie des Augustus nach den Gränelthaten des Calignla und Nero ausstarb, so auch die Familie

2. Theil 4 - S. 482

1880 - Stuttgart : Heitz
482 Zeittafel. 444 Macht und Blüthe Athens durch Perikles. Phidias, der Bildhauer. Herodot, der Geschichtschreiber. Die Dichter Aeschylus, Sophokles und Euripides. 431—404 Peloponnesischer Krieg. 420 Der Feldherr Alcibiades und der Philosoph Sokrates. 406 Dionysius der Aeltere in Syrakus. 390 Rom wird von den Galliern verbrannt. Camillns. 379 Pelopidas und Epaminondas in Theben. 371 Epaminondas siegt bei Leuktra. 367 Die licinischen Gesetze. — Dionysius der Jüngere. Plato. 363 Epaminondas fällt bei Mantinea. 350 Der Redner Demosthenes. Diogenes, der Cyniker. 338 Philipp von Macedonien siegt bei Chäronea über die Griechen. Dritte Periode. 336—323 Alexander der Große zerstört das persische Reich und stiftet das macedonische. 280 Pyrrhns und Fabricius. 264—241 Der erste pnnische Krieg. Duilius. Regulus. 218—202 Der zweite pnnische Krieg. Hannibals Zug über die Alpen. 216 Schlacht bei Cannä. 202 Hannibal und Scipio bei Zama. 149—146 Der dritte punische Krieg. Scipio der Jüngere. 146 Die Römer zerstören Karthago und Korinth. — Beginnender Verfall der römischen Sitten. 133 Tiberius Gracchus. 123 Cajus Gracchus. 113 Die Cimbern und Teutonen. — 106 Jugurtha von Numidien. 102 und 101 Marius siegt bei Aix und Vercelli. 88 Bürgerkrieg zwischen Marius und Sylla. 86 Tod des Marius. 78 Tod des Syllfl. 63 Catilina. Der Redner Cicero. 60 Triumvirat des Pompejus, Cäsar und Crassus. 48 Cäsar siegt bei Pharsalos. 44 Cäsar wird ermordet. — Triumvirat des Octavius, Antonius und Lepidus. 31 Schlacht bei Actium. Octaviau besiegt Antonius und macht sich zum Kaiser von Rom. Vierte Periode. 1 Jesus Christus Geburt. 9 Armin befreit die Deutschen von der Herrschaft der Römer. 14 Tod des Kaisers Angustus. 14—68 Tiberius. Caligula. Claudius. Nero. 68 Das Haus des Augustus erlischt. 70 Zerstörung von Jerusalem durch Titus. 79 Untergang von Herculauum und Pompeji. 98—180 Trajan. Hadrian. Die beiden Antonine. 270 Zenobia, Königin von Palmyra.

3. Theil 1 - S. 89

1880 - Stuttgart : Heitz
Romulus und Remus. 89 19. Rom. 754. Von wo Italien bevölkert worden ist, läßt sich nicht ausmachen; die ältesten Einwohner mögen zum größten Theile der pelasgischen Urbevölkerung Griechenlands stammverwandt gewesen sein. Aber das weiß man, daß schon srüh von Griechenland aus öfters Colonisten hinüberschifften und sich dort niederließen, so daß Unter-Italien den Namen Groß-Griechenland führte. Die drei Hauptvölker Italiens waren die Etrusker, Sabeller und Latiner. Die Etrusker oder Etrurier im jetzigen Toscana sind als eins der frühesten Völker bekannt; sie hatten eine nicht geringe Cultur. Die wenigen schriftlichen Ueberreste ihrer Sprache sind bis jetzt noch nicht zu deuten gewesen. Von ihnen haben die schöngeformten etrurischen Gefäße noch den Namen, von denen wir an unsern Theekannen und Vasen Nachahmungen sehen*). Die Latiner waren ein Bundesvolk, aus dreißig selbständigen Städten bestehend, unter denen Alba longa den Vorrang und in Kriegszeit die Anführung hatte. Von Alba longa behauptet die Sage, daß des Aeueas und der Lavinia Sohn As kan sie gebaut habe. Hier lebten, etwa 100 Jahre nach Lykurg, zwei Könige, Numitor und Amulius. Sie waren Brüder; das hinderte aber Amnlius nicht, Numitor vom Throne zu stoßen, und damit kein Rächer für ihn aufstehen möchte, tödtete er dessen Sohn durch Meuchelmord auf der Jagd, die Tochter aber, Rhea Sylvia, machte er zur Priesterin der Göttin Vesta, damit sie nie heirathen dürste. Aber sie verband sich insgeheim mit einem Manne — wie die Sage berichtet, mit dem Kriegsgotte Mars — und bekam Zwillinge. Amulius erschrak. Er wollte die Kinder nicht am Leben lassen, ließ sie in eine Mulde legen und in den Fluß, die Tiber, tragen. Zum Glück für die Kinder war diese damals gerade ausgetreten; sie wurden an einen wilden Feigenbaum angetrieben und blieben, als das Wasser gefallen war, hier im Trocknen liegen. Es heißt, eine Wölfin habe sie gefunden und gesäugt, bis der Oberhirt des Amulius, Faustulus, sie fand, und sie seiner Frau Acca Larentia brachte. Hier wurden sie von den guten Leuten groß *) Die Kunst der Etrusker hat sich wahrscheinlich nach griechischen Vorbildern zu entwickeln angefangen, ist aber ohne die Vollendung derselben zum Stillstand gekommen.

4. Theil 1 - S. 90

1880 - Stuttgart : Heitz
90 Alte Geschichte. 1. Periode. Römer. gezogen, Romulus und Remus genannt, und zeichneten sich bald vor allen andern Hirten aus, mit denen sie auf dem Hügel an der Tiber die Heerbett weideten. Dabei bekamen sie einmal Streit mit den Hirten des in der Stille lebenden Numitor. Diese Hirten überfielen sie und schleppten den Remus zu ihrem Herrn. Dem Numitor fiel die Aehnlichkeit der Gesichtszüge mit denen seiner Tochter auf, er fragte weiter nach, erfuhr, daß Remus noch einen Zwillingsbruder habe, und endlich kam es heraus, daß es seine Enkel wären, die er längst für todt gehalten hatte. Eben kam auch Romnlus herbei, welchem Fanstulus eröffnet hatte, daß er ihn und bett Remus für die ausgesetzten Enkel des Numitor halte. Wie freute sich dieser, der die durch seinen Bruder erlittene Schmach noch immer nicht vergessen hatte, Jemanden zu haben, der ihn rächen könnte; denn wenn wir nach unsern reineren moralischen Grundsätzen Den mit Recht unedel schelten, der Rache ausübt und eitte Beleidigung nachträgt, so wurde dagegen im Alterthum, wie noch jetzt bei allen rohen Völkern, die Rache für ehrenvoll und ihre Unterlassung für schändlich gehalten. Die beiden rüstigen Enkel ließen sich von Numitor leicht überreden. Sie gingen mit ihren Freunden auf den Amnlius los, erschlugen ihn und setzten den Großvater wieder auf den Thron. „Was wollt ihr für euern Dienst haben?" fragte Numitor. — „Erlaube uns," antworteten die Jünglinge, „daß wir uns da, wo wir ausgesetzt worden, eine Stadt erbauen." Die bescheidene Bitte wurde ihnen gern gewährt und sie schritten schnell ans Werk. Aber es entstand bald Streit zwischen beiden Brüdern; Romulus schlug den Remus todt. Die Stadt wurde nun rasch erbaut; freilich mochte sie anfangs nur aus einem Haufen schlechter Lehmhütten bestehen; aber eine Menge von Hirten ließ sich hier nieder. Der neuerbauten Stadt wurde der Name „Rom" gegeben. Neue Häuser standen nun wohl da; aber in allen diesen Wirthschaften fehlten Frauen, die sie führen konnten. Die jungen Bürger der neuen Stadt warben daher um die Töchter der benachbarten Völker. Aber man betrachtete sie als Flüchtlinge, mochte sie vielleicht auch als Theilnehmer am Morde des Amnlius verabscheuen; kurz, sie erhielten überall verneinende Antworten. Schon wollten sie sich blutig rächen, da beruhigte sie der schlaue Romulus; er wollte schon Alles machen, sagte er. Er ordnete festliche Spiele an und schickte zu bett kleinen Völkern umher: ob sie nicht bett Spielen beiwohnen wollten, die er zur Einweihung der Stadt halten würde?

5. Theil 1 - S. 91

1880 - Stuttgart : Heitz
Romulus und Remus. 91 sie möchten aber doch auch ihre Töchter mitbringen, die sich recht ergötzen würden. Die Leute kamen, schon aus Neugier, die neue Stadt zu sehen; die Jungfrauen blieben nicht aus. Mau nahm sie freundlich auf, führte sie in die Häuser, und die Fremden konnten sich nicht genug wundern, wie schnell das Alles entstanden wäre. Jetzt begannen die Spiele, und neugierig starrten die Fremden hin — als plötzlich, auf ein gegebenes Zeichen, die römischen Jünglinge zu den Sitzen der Zuschauer sprangen, Jeder eine der Jungsrauen umfaßte und unter dem Kreifchen der Mädchen und dem Geschrei der Väter in seine Hütte trug. Die Fremden knirschten vor Wuth; aber was wollten sie machen? sie waren ohne Waffen. Doch Alle beschlossen, Krieg zu führen, Krieg gegen die treulosen Römer. Wie leicht hätte nicht das Häuflein bezwungen und die ganze neue Stadt verbrannt werden können; aber die Völker waren so unklug, nicht gemeinsam den Krieg anzufangen. Eins kam nach dem andern, und so wurde eins nach dem andern geschlagen. Nur das letzte Volk, die Sabiner (nach ihnen wird auch die Begebenheit der Raub der Sabinerinnen genannt) focht mit Glück; die Römer waren schon in mehreren Schlachten geschlagen, und schon lagen beide Völker einander gegenüber und rüsteten sich zur letzten entscheidenden Schlacht. Schon waren sie handgemein geworden, da kamen die Frauen der Römer mit fliegenden Haaren herbeigelaufen, warfen sich zwischen die Kämpfenden und übten das schöne Geschäft der Friedensstifterinnen aus. Sie flehten die Römer an, nicht ihre Väter zu bekriegen, und wieder die Sabiner, nicht ihre Männer zu verderben, mit denen sie recht gut zufrieden wären. Sie hätten sich nun in die neuen Wirthschaften eingerichtet und lebten recht glücklich. Die vernünftige Rede fand Beifall; beide Völker legten ihre Waffen weg, reichten sich freundlich die Hände und beschlossen, hinfort ein Volk zu sein. Die Sabiner verließen ihre Städte und bauten sich bei Rom an, wodurch die Stadt nicht wenig vergrößert wurde. Romulus war übrigens ein tüchtiger Mann, zum Herrschen wie geboren. Er machte kluge Einrichtungen, von denen einzelne sich so lange erhalten haben, wie das Reich währte. So führte er eine Rathsversammlung, den Senat, ein, und theilte das Volk in Patricier oder Vornehme, und Plebejer oder Gemeine, zwischen denen freilich späterhin manche Streitigkeiten entstanden stnd. — Als Jahr der Erbauung Roms nimmt man an 754 vor Christus. Nach dieser Erbauung pflegen die Römer ihre Jahre zu zählen.

6. Theil 1 - S. 92

1880 - Stuttgart : Heitz
92 Alte Geschichte. 1. Periode. Römer. Romulus starb nach einer 37jährigen Regierung plötzlich während einer Senatsversammlung. Man sagte, die Senatoren hätten ihn ermordet, weil er zu eigenmächtig regiert; sie aber versicherten, ein Blitz habe ihn erschlagen und die Götter hätten seine Seele zu sich in den Himmel genommen (wo er als Gott Quirinus verehrt ward). Sein Nachfolger war der Sabiner Numa Pom-pilius, ein guter, sriedsamer König, der allen Kriegsruhm verschmähte und statt dessen nur aus die Beglückung seines Volks durch gute Einrichtungen dachte, deren Kenntniß er seinem Umgange mit der Nymphe Egeria verdankte. So führte er einen bessern Kalender in Rom ein, in welchem wir schon die meisten der noch jetzt gebräuchlichen Monatsnamen finden*). Besonders aber suchte er den noch wilden und rohen Römern die Ehrfurcht vor den Göttern anzugewöhnen; er baute Tempel, vermehrte die Priester und verpflanzte auch den Orden der vestalischen Jungfrauen nach Rom. Ihr Hauptgeschäft war, dafür zu sorgen, daß das heilige Feuer, welches auf dem Altare der Vesta, der Göttin ftommer Häuslichkeit, brannte, nie erlösche, und geschah dies einmal, so wurde es als eine höchst unglückliche Vorbedeutung betrachtet und die Schuldige von dem Oberpriester scharf gegeißelt. Die zu Vestalinnen bestimmten Jungfrauen wurden schon vor dem zehnten Jahre aufgenommen; dann wurden sie zehn Jahre lang unterrichtet; die folgenden zehn Jahre verrichteten sie den Tempeldienst und die letzten zehn Jahre unterrichteten sie wieder die neu hinzugekommenen Mädchen. Erst wenn sie diese dreißig Jahre gedient hatten, durften sie austreten und sich verheirathen. Gingen sie früher eine heimliche Verbindung mit einem Manne ein, so wurden sie lebendig begraben. Man zählt im Verlauf der römischen Geschichte bis zu der Zeit des Kaisers Domitian gegen dreizehn Fälle dieser schrecklichen Bestrafung. Die 93 er urtheilte wurde auf eine Bahre gelegt und in langsamer Procession, einer Todten gleich, durch die Stadt getragen. Jeder, der dem stillen Zuge begegnete, schloß sich schweigend an. So zog man zu einem Thore *) Vor Numa hatte das Jahr nur 10 Monate, vom März bis Dezember. Der erste Monat war der März; dann folgten sie in der Reihe wie in unserem Kalender bis zum Dezember, der also damals der zehnte Monat war. Numa fügte ihnen den Januar und Februar zu. Dem Februar, als dem letzten Monate, hängte man den Schalttag an; daher kommt es, daß man auch jetzt noch dem Februar den Schalttag zutheilt. Späterhin, wahrscheinlich 150 v. Chr., setzten die Römer den Januar und Februar vor die übrigen Monate.

7. Theil 1 - S. 94

1880 - Stuttgart : Heitz
94 Alte Geschichte. 1. Periode. Römer. Schwester, die, da Alle sich freuten, allein ihn mit Vorwürfen überhäufte, stieß er ihr das Schwert durch das Herz mit den Worten: „Fahre hin zu deinem Verlobten mit der unwürdigen Liebe, da du deiner Brüder, der todten und des lebenden, so wie des Vaterlandes vergessen hast!" — Was sollte nun mit dem Mörder geschehen? Eben erst hatte er dem Vaterlande einen großen Dienst erwiesen; ihn nun zu strafen, schien undankbar. Und doch konnte ein solches Verbrechen nicht ungestraft bleiben. Wirklich sprach auch das Volk die Todesstrafe über ihn aus. Da erschien der alte Vater des Verbrechers auf dem Markte. „Wehe mir!" rief er; „vor wenigen Stunden war ich noch der glückliche Vater von vier Kindern; zwei davon sind den Tod sürs Vaterland, für euch Alle gestorben, und nun wollt ihr mir auch mein letztes Kind rauben?" — Das Volk wurde gerührt; es sprach den Jüngling zwar von der Todesstrafe frei, aber er mußte zur Warnung Anderer durch einen Galgen hindurchkriechen. Von dem friedlichen Ancus Marcius, dem vierten der Könige, einem Enkel des Numa, ist weniger zu sagen. Unter ihm wurde die Stadt bedeutend erweitert und nahm viele der Umwohnenden als Einwohner auf. Er hinterließ zwei Söhne, die er einem gewissen Lucius Tarquinius als Vormund anvertraut hatte. Dieser Mann stammte aus Korinth in Griechenland, sein Vater hatte sich in der etrnrischen Stadt Tarqninii niedergelassen. Davon hatte der Sohn seinen Namen angenommen, und nun war er mit großen Reichthümern nach Rom gekommen und hatte sich in das Vertrauere des Königs eingeschmeichelt. Aber er war ein treuloser Vormund; er beredete das Volk, ihn statt seiner Mündel zum Könige zu wählen. An dieser Treulosigkeit war der Aberglaube und der Ehrgeiz eines Weibes Schuld. Als nämlich Tarqnin mit seiner Frau Tanaqnil nach Rom wanderte und eben hineinfahren wollte, senkte sich ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln herab, nahm ihm mit den Klauen den Hut vom Kopfe, flog mit lautem Geschrei über den Wagen hin und her und war zuletzt so artig, ihm den Hut wieder auf den Kopf zu setzen. Dann erst verschwand er in den Lüften. Sogleich versicherte ihm seine Frau, das könne nur hohe Würde bedeuten, die seiner in Rom wartete. Und als er nun nachher zum Vormund der königlichen Kinder ernannt worden war, glaubte er, dem erhaltenen Götterzeichen entsprechen und sich zum König machen zu müssen. Als solcher hieß er

8. Theil 1 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Alte Geschichte. 1. Periode. Römer. segneten ihn wie einen Vater; nur in seiner eigenen Familie war der gute Mann nicht glücklich. Er hatte nämlich zwei Töchter, die ältere und die jüngere Tnllia. Jene war sanft und seelensgut, diese dagegen von heftiger Gemüthsart. Beide hatte er an Tar-qnin's nachgelassene Enkel, Lucius und Aruns, vermählt, und zwar hatte er den unglücklichen Gedanken, die Wildheit des Lucius durch die sanfte Tnllia mäßigen zu wollen, so wie er hoffte, daß der gutmüthige Aruns die Heftigkeit der jüngern Tullia mildern würde. Aber die so verschiedenen Temperamente vertrugen sich nicht lange. Die beiden schlechten Gemüther, Lucius und die jüngere Tullia, traten bald in ein Einverständniß: beide schafften ihre Gemahle aus dem Wege und heiratheten sich. Aber sie gingen noch weiter. Des Lucius unruhiger Geist konnte nicht erwarten, bis er durch den Tod des Königs auf den Thron stiege. Nachdem er unter der Hand den guten alten König bestmöglichst verleumdet hatte, ohne daß das Volk jedoch sich gegen denselben erklärte, beschloß er, ihn mit Gewalt vom Throne zu stürzen. Er begab sich eines Tages) mit den königlichen Abzeichen angethan, in die Senatsversammluug und setzte, sich auf den Stuhl des Servius. Alle Senatoren wunderten sich und glaubten schon, der alte Mann sei todt. Noch größer aber wurde ihr Erstaunen, als die Thüre sich noch einmal öffnete und Servius selbst eintrat. Mit Verwunderung und Unwillen sah er seinen unwürdigen Schwiegersohn auf dem Königsstuhle sitzen und rief: „Was soll das sein, Tarqnin? Wie kannst du dich erkühnen, bei meinem Leben meinen Stuhl einzunehmen?" — Trotzig antwortete Tarquin: „Ich sitze auf meines Großvaters Stuhl, und der Thron gebührt mir mehr, als dem Sohne einer Sklavin." Nach diesen Worten eilte der Greis auf ihn zu, ergriff ihn beim Mantel und versuchte, ihn vom Throne zu reißen. Aber der jüngere Mann war stärker; er umfaßte den Greis, trug ihn durch den Saal und stürzte ihn mit aus denen die Bürgerschaft Roms zusammengesetzt war, wurden zunächst in die drei Tribus der Ramnenses (Latiner), Titienses (Sabiner) und Luceres (Etrusker) getheilt; sie allein hatten staatliche Rechte. Erst allmälig bildete sich der Stand der Plebejer, aus freien Bürgern, welche aus den benachbarten Städten nach Rom übersiedelten. Sie waren aber nur persönlich frei, ohne politische Rechte. Erst Servius Tullius nahm die Plebejer in die Staatsgemeinschaft auf. Noch wichtiger aber war es, daß er das ganze Volk, abgesehen von allen Standesunterschieden, nach dem Vermögen (Census) abtheilte, und zwar in sechs Classen, von welchen wieder jede einzelne in Centurien zerfiel.

9. Theil 1 - S. 98

1880 - Stuttgart : Heitz
98 Alte Geschichte. 1. Periode. Römer. zuerst küssen wird." — „Gut!" sagten die Brüder, .das wollen wir für uns behalten, damit unser Bruder, der zu Hause ist, nichts davon erfahre; wir Beide aber wollen loosen, wer von uns, wenn wir zurückkommen, zuerst die Mutter umarmen soll." — Der schlaue Brutus aber überlistete Alle. Er merkte, das Orakel verstehe unter der Mutter die mütterliche Erde, die gemeinschaftliche Mutter aller Menschen, und als sie in Italien aus dem Schiffe stiegen, warf er sich, als wenn er fiele, aus die Erde und küßte sie. Wir werden nachher sehen, ob das Orakel eingetroffen ist. Die Andern aber liefen zur Mutter; der, welcher das Loos gezogen hatte, herzte die Mutter und dachte nun seiner Sache gewiß zu sein. Einmal kam zum Könige ein altes häßliches Weib. Sie trug neun große Bücher unter den Armen, fragte den König, ob er sie kaufen wolle, und forderte eine große Summe dafür. Tarquin wies sie ab und meinte, das sei zu theuer. Da warf die Frau dxei davon ins Feuer, wiederholte dann ihr erste Frage und verlangte denselben Preis. „Du bist wohl unklug!" rief Tarquin; „mache daß du wegkommst!" — Und die Frau warf wieder drei Bücher in die Flamme. „Nun, König!" kreischte sie, „willst du die letzten drei, aber für denselben Preis, wie für alle neun? Besinne dich wohl, sonst werfe ich auch sie ins Feuer." Tarquin erstaunte. „Halt!" dachte er, mit den Büchern muß es doch eine eigene Bewandtniß haben." Er ließ geschwind die Auguren (Wahrsager) kommen, und die riechen ihm, er solle die Bücher unverzüglich kaufen; kein Preis wäre zu hoch. Das Weib erhielt nun, was sie gefordert hatte, und die kostbaren Bücher wurden in einem Tempel aufbewahrt. Aber was enthielten sie denn? Es waren Weissagungen in griechischen Versen, welche prophetische Frauen, die man Sibyllen nannte, ausgesprochen haben sollten, daher wurden die Bücher die sibyllinischen genannt. Bei wichtigen Vorfällen fragte man diese Bücher um Rath. Unter feierlichen Gebräuchen begab man sich dann nach dem Tempel und schlug sie auf; oft wurde die Stelle, die man zufällig aufschlug, auf den Vorfall angewandt. Späterhin sind die Originale mit dem Tempel verbrannt, dann aus Abschriften neu zusammengestellt worden, wobei aber viele Fälschungen mit unterliefen. Nachdem der tyrannische König 24 Jahre lang die Römer geplagt hatte, schlug endlich seine Stunde. Er belagerte eben Ardea, eine Stadt (der Rutuler) in der Nähe von Rom; seine Söhne, die um nichts besser als ihr Vater waren, befanden sich

10. Theil 1 - S. 99

1880 - Stuttgart : Heitz
Collatlnirs. Lucretia. 99 bei ihm. Eines Abends saßen sie mit mehreren Generalen zusammen im Zelte. Da kam die Rede auf ihre Frauen. Was war natürlicher, als daß Jeder die feinige rühmte. „Was wollen wir lange streiten?" ries endlich einer der Generale, Collatinus, ein Verwandter des Königs; „auf, laßt uns zu Pferde sitzen! In wenigen Stunden sind wir in Rom. Da können wir unsere Frauen überraschen und sehen, welche sich am besten beschäftigen." — „Vortrefflich!" schrieen Alle, „Pferde her!" — Sie sprengten fort und kamen Abends nach Rom. Sie traten in des Königs Palast und fanden die Frauen der Prinzen mit Eitelkeiten beschäftigt; sie putzten, schminkten und salbten sich und dachten an keine Arbeit. Die Prinzen ärgerten sich, Collatin aber sagte lachend: „Nun kommt auch zu meinem Weibe!" Er wohnte in einer benachbarten Stadt (Collatia); dorthin ritten sie nun. — Lucretia, so hieß seine Frau, saß eben mitten unter ihren Mägden, häuslich gekleidet, und webte mit ihnen um die Wette. „Seht ihr!" sprach Collatin, „das ist noch eine Frau!*— S ext ns, der eine Sohn des Königs, knirschte und dachte aus Rache. Einige Tage darauf hörte Lucretia wieder Pferdegetrappel; es war schon spät; man klopfte an ihr Haus. Es war Sextus, der sie freundlich um ein Nachtlager bat, er habe sich verspätet. Freundlich nahm die gute Frau ihn auf. Als es aber Nacht und Alles stille war, überfiel er sie in ihrem Zimmer, machte ihr Liebesanträge und da sie dieselben mit Entrüstung zurückwies, mißhandelte er das arme Weib und jagte dann fort. Am folgenden Morgen erhielt Collatin einen Eilboten von Lucretia: er möchte doch eiligst nach der Stadt kommen und ihren Vater und einige andere vertraute Freunde als Zeugen mitbringen; sie habe ihm wichtige Dinge zu vertrauen. Schnell saßen sie auf und flogen dahin. Als sie in das Haus traten,'kam ihnen Lucretia, in Thränen gebadet, schon entgegen. Sie erzählte ihnen, ganz außer sich, was vorgefallen war, und bat sie alle — auch Brutus war unter ihnen — die Schmach zu rächen. Alle stießen Verwünschungen gegen den Schändlichen aus, der die Rechte der Gastfreiheit gemißbraucht und ein wehrloses Weib überfallen hätte, und gelobten der weinenden Frau blutige Rache. „Gut," sagte sie „so bin ich beruhigt; aber es ist mir unmöglich, länger zu leben; alle Frauen würden mit Fingern auf mich weisen und sagen: Das ist Die, welche Sextus gemißhandelt hat! Nein, ich muß sterben!" — Mit diesen Worten drückte sie einen Dolch, den sie dazu schon unter ihrem Kleide verborgen
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